Ein kurzes Interview mit Kathrin Weßling zu ihrem Roman SONNENHANG.
SONNENHANG ist ein Roman, der mir gefallen hat – auch wenn es durchaus eine Herausforderung war, die Stimme meiner inneren Britney Spears im Schach zu halten, die immer „Gimme more!“ sang, weil ich zum Beispiel gerne mehr über die Nebenfiguren erfahren hätte. Aber: Das wäre gut gewesen für meine Erwartungshaltung, aber nicht unbedingt richtig für die Geschichte, die Kathrin Weßling erzählen wollte.
Umso mehr freue ich mich, dass die Autorin sich Zeit genommen hat, mir ein Kurzinterview zu geben. Und wieder: Ich hätte so gerne noch so viel mehr erfahren! Aber auch hier gilt: „Nimm, was Du bekommst, und sei glücklich mit dem, was es mit Dir macht“ … finde ich. Darum: Enjoy!
Liebe Kathrin, am Ende Deiner Danksagung zu SONNENHANG wendest Du Dich an Deine Leser*innen: „Ohne dich stünde hier nichts.“ Machst Du in der Annahme, was Dein Publikum von Dir erwartet, Zugeständnisse an die Geschichte?
Kathrin Weßling: „Bei SONNENHANG wollte ich, dass die Botschaft im Vordergrund steht. Dass die Geschichte wichtig ist. Dass die Menschen das Buch weglegen und etwas Hoffnung haben. Und wenn man so etwas möchte, muss man Kompromisse machen. Und auch mal die eigenen Eitelkeiten beiseitelegen.“
Hier hätte ich theoretisch gerne nachgehakt, aber das ist nicht das Konzept meiner Drei-Fragen-Interviews. Umso mehr hoffe ich, dass die Autorin irgendwann Zeit hat, mit mir einen Kaffee trinken zu gehen! Ich liebe auf jeden Fall den Gedanken, mit einem Buch Hoffnung zu geben.
Deine Hauptfigur Katharina ist Ende 30, hat genug Geld, ihrer Meinung nach zu wenig Kinder und definitiv zu viel Gedankenkarussell. Das führt sie schließlich in die Altenresidenz SONNENHANG: Wie bist Du auf diese Idee gekommen?
Kathrin Weßling: „Ich mag alte Menschen einfach sehr gerne, ich bin gern in ihrer Gegenwart. Und ich hatte Lust ein Buch zu schreiben, das nicht so düster ist wie meine anderen. Ein Buch, das zeigt, wie ich die Menschen sehe. Dass ich sie mag, dass ich liebevoll auf sie alle schaue. Und ich finde, das geht in einer Seniorenresidenz alles ziemlich gut.“
SONNENHANG ist ein Lesevergnügen, weil Du der aufs Wesentliche komprimierten Geschichte durch großartig komponierte Bandwurmsätze einerseits ein hohes Tempo verleihst, weil man das Gefühl hat, live im Neuronengewitter von Katharinas Gedanken zu stehen. Andererseits zwingst Du uns Lesende dadurch zum konzentrierten, ruhigen Lesen. Ist der Weßling-Sound eine bewusste Entscheidung – oder komponiert er sich ganz einfach beim Schreiben?
Kathrin Weßling: „Ich schreibe schon immer so. Mittlerweile mische ich diesen Stil aber mit einem etwas ruhigerem, leiserem Ton, damit meine Bücher auch Menschen zugänglich sind, die nicht so einen Turbo im Kopf haben. Tatsächlich denke ich aber in noch viel schnelleren, exzessiveren Sätzen, aber das kann man ja keinem antun, reicht ja, wenn mein Kopf das aushalten muss. Meine Freunde sagen aber, dass sie mich beim Lesen heraushören und ich schon sehr oft schreibe, wie ich spreche, haha!
Ich wollte, dass meine Eltern SONNENHANG lesen können. Die sind über 70, und denen muss ich nicht mit endlosen inneren Monologen und Schachtelsätzen kommen. Mein größtes Ziel war, dass meine Eltern endlich mal ein Buch von mir von vorne bis zum Ende lesen. Und tatsächlich: Das tun sie!“
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Ich habe SONNENHANG von Kathrin Weßling von einer Freundin geschenkt bekommen, die beim Verlag arbeitet. Bei diesem Interview handelt es sich nicht um eine beauftragte oder bezahlte Werbung, sondern ist einfach meiner Neugier geschuldet.
Kathrin Weßling: SONNENHANG. Rowohlt, 2025.
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