Ein kurzes Interview mit Maria-Christina Piwowarski, der Herausgeberin der Anthologie UND ICH –.
Literatur – und die Vermittlung derselben – ist eine ihrer großen Leidenschaften. Nun hat die Buch-Nachtigall von Instagram – also known as Maria-Christina Piwowarski – ein Buch bei Park X Ullstein herausgegeben, die Anthologie UND ICH –. Der Gedankenstrich ist dabei mehr als ein Satzzeichen, er ist eine Herausforderung, eine Ouvertüre, im Zweifelsfall sogar ein verstecktes Ausrufezeichen … und vermutlich ein Sirenenruf, dem neben der Herausgeberin 19 weitere erstklassige Autorinnen gefolgt sind. Das Inhaltsverzeichnis glänzt mit Namen, die regelmäßig auf der Bestsellerliste stehen, wie Gabriele von Arnim, Mareike Fallwickl und Isabel Bodgan; Christine Koschmieder, Rasha Khayat, Judith Poznan, Jarka Kubsova reihen sich ebenfalls ein in den Reigen, in dem sie auf neue beziehungsweise noch unbekanntere Stimmen treffen und auf Geheimtipp-Highlights wie Stefanie Jaksch und Simone Scharbert, um nur einige zu nennen.
UND ICH – heißt nun aber erst einmal: und ich? Denn ich habe Fragen … und freue mich, dass die Herausgeberin sich die Zeit genommen hat, sie zu beantworten.
Liebe Maria, UND ICH ist die Forrest Gump’sche Pralinenschachtel – man weiß nie, was man bekommt: Das Buch vereint Autofiktion, Kurzweiliges und literarisch Herausforderndes, Lyrik, Essayistisches. Wie würdest Du dem Vorwurf begegnen, dass Vielfalt auch den Eindruck von „gemischtem Hack“ hinterlassen kann?
Maria-Christina Piwowarski: „Diesem Vorwurf würde ich tatsächlich lieber gar nicht begegnen, zumindest nicht vorm zweiten Frühstück … Die Anthologie ist für mich wie eine Ausstellung, bei der jedes Bild gut platziert und ausgeleuchtet wird und am Ende aus den Einzelwerken von Künstlerinnen eine Komposition entsteht. Doch auch in ›Und ich –‹ steht jeder Text für sich.
Aber klar, den Überraschungsfaktor gibt es, einige Autorinnen schreiben vielleicht auch anders, als man erwarten würde, was ich sehr mag. Ebenso, dass eine Anthologie ein Weg sein kann, literarische Stimmen kennenzulernen, die man noch gar nicht im Regal hat. Wie toll ist das?“
Natürlich weiß man es nie genau, aber viele Texte in UND ICH scheinen autofiktional zu sein, zum Beispiel Deiner. Wo würdest Du die Grenze ziehen zwischen dem, was erzählt werden kann und darf, und dem, wo die Fiktionalisierung wichtiger ist das das real Erlebte?
Maria-Christina Piwowarski: „Finde ich ganz schön frech, das so zu behaupten, wo ich mir doch so Mühe mit der Namensfindung der Protagonist:innen gegeben habe, Tim.“ Sie lacht. „Aber generell ist das keine Frage, die ich mir stelle. Wer sollte darüber bestimmen dürfen? Schreiben ist Idee und Inspiration, Stimme und Rhythmus, Dringlichkeit auch – und dann vor allem eine Menge Handwerk. Für mich darf gern alles Erlebte ein guter literarischer Text werden, und jeder gute literarische Text darf genau so gern erstunken und erlogen sein.“
Der Titel UND ICH stammt aus Robert Frosts Gedicht THE ROAD NOT TAKEN: „And I – I took the one less traveled by.” Ein tolles Gedicht, ein toller Gedanke. Aber ist es manchmal vielleicht doch besser, vielbeschrittenen Wegen zu folgen?
Maria-Christina Piwowarski: „Besser, schlechter, das sind so Kategorien, die uns nicht wirklich helfen. Sind wir möglichst glücklich und … ja: wahr? Kommen wir möglichst nah an die Vision heran, die wir von uns und unserem Leben haben? Wenn ja, ist jeder noch so ausgelatschte Weg, auf dem wir unterwegs sind, doch hervorragend weiter zu beschreiten. Doch wenn nicht, wenn der Weg eigentlich längst brüchig ist unter unseren Füßen und wir ihn nur aus Gewohnheit gehen? Oder noch schlimmer: aus Sorge vor dem, was andere sagen?
Dann wünsche ich uns den Herzmut, das Dickicht nicht zu fürchten und unsere eigenen Pfade zu suchen. Und davon erzählen die 20 Texte in UND ICH –.“
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Ich habe die von Maria Christina Piwowarski herausgegebene Anthologie UND ICH – selbst gekauft bei der Buchpremiere zu Berlin. Bei diesem Interview handelt es sich nicht um eine beauftragte oder bezahlte Werbung, sondern ist einfach meiner Neugier geschuldet.
Maria-Christina Piwowarski (Hrsg.): UND ICH – 20 GESCHICHTEN ÜBER WENDEPUNKTE DES LEBENS. Park X Ullstein, 2024.
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