Ein kurzes Interview mit Sara Gmuer zu ihrem Roman ACHTZEHNTER STOCK.
Wie sehr muss man sich verbiegen, um den Anforderungen anderer zu genügen? Wie wichtig ist Solidarität unter Frauen? Wie kann man das eigene Kind vor etwas schützen, das man selbst nicht ganz umreißt? Das sind nur drei der Fragen, die viele Leser*innen von Sara Gmuers Roman ACHTZEHNTER STOCK umtreiben werden. Ich habe mich trotzdem für drei andere entschieden – und freue mich, dass die Autorin sie mir beantwortet hat.
Liebe Sara, der Sound Deines Romans ACHTZEHNTER STOCK ist von einer oft so fesselnden Intensität, dass ich mich frage, ob Du darin autofiktionale Motive verarbeitet hast?
Sara Gmuer: „Wandas Kämpfe sind universell. ACHTZEHNTER STOCK könnte in jedem anderen Berliner Mehrfamilienhaus spielen, nur der Titel müsste angepasst werden. Die Platte erhöht die Fallhöhe und bietet mit ihrer Dichte an unterschiedlichsten Menschen und Biografien unendlich viele Möglichkeiten fürs Schreiben. Gleichzeitig ist sie das komplette Gegenteil der teuren Restaurants und der Villa am Wannsee, die auch eine Rolle spielen im Roman.
Mir ist die Verantwortung als Autorin bewusst, wenn ich über soziale Ungleichheit schreibe. Mit Wanda habe ich bewusst eine Figur geschaffen, die sich zwischen zwei Welten bewegt und am Ende Milieus verbindet, die sonst kaum Berührungspunkte haben. Auch privat spielt die Platte für mich eine Rolle: Ich wohne in Lichtenberg, umgeben von Hochhäusern. Über dieses Milieu zu schreiben, bedeutet für mich keinen Voyeurismus, sondern einen ehrlichen Blick auf gesellschaftliche Realitäten, die oft unsichtbar bleiben.“
Du schonst Deine Hauptfigur Wanda nicht – noch dazu lebt sie in einer finanziell schwierigen Situation, die Leser*innen eines Hardcovers vielleicht weniger aus eigener Erfahrung kennen. Bedienst Du mit dem Buch einen voyeuristischen Blick auf diese Situation?
Sara Gmuer: „Wandas Kämpfe sind universell. ACHTZEHNTER STOCK könnte in jedem anderen Berliner Mehrfamilienhaus spielen, nur der Titel müsste angepasst werden. Die Platte erhöht die Fallhöhe und bietet mit ihrer Dichte an unterschiedlichsten Menschen und Biografien unendlich viele Möglichkeiten fürs Schreiben. Gleichzeitig ist sie das komplette Gegenteil der teuren Restaurants und der Villa am Wannsee, die auch eine Rolle spielen im Roman.
Mir ist die Verantwortung als Autorin bewusst, wenn ich über soziale Ungleichheit schreibe. Mit Wanda habe ich bewusst eine Figur geschaffen, die sich zwischen zwei Welten bewegt und am Ende Milieus verbindet, die sonst kaum Berührungspunkte haben. Auch privat spielt die Platte für mich eine Rolle: Ich wohne in Lichtenberg, umgeben von Hochhäusern. Über dieses Milieu zu schreiben, bedeutet für mich keinen Voyeurismus, sondern einen ehrlichen Blick auf gesellschaftliche Realitäten, die oft unsichtbar bleiben.“
Die Männer in deinem Roman sind alles andere als Lichtgestalten – mit Ausnahme von Tey, den man umso mehr ins Herz schließt. Ohne zu spoilern: Können sich die Leser*innen darauf freuen, dass Du ihm die Hauptrolle in Wandas Happyend gibst?
Sara Gmuer: „Tey ist großartig, keine Frage. Aber Adam hat natürlich auch etwas … Wanda sehnt sich von Anfang an nach Abenteuer, nach einem unvorhersehbaren Leben voller Überraschungen und Herausforderungen. Tey hat ganz andere Bedürfnisse. Er will Sicherheit, kein Spiel von Galatasaray Istanbul verpassen und sich einmal im Jahr ein ganzes Lamm vom Schlachter holen. Für was Ernstes scheint das nicht zu passen, sie würden vermutlich nicht glücklich werden. Einer von beiden müsste sich grundlegend verändern, und das ist ja nie gut. Ob Tey für Wanda trotzdem eine Happy End-Option ist … oder vielleicht Adam? Das müssen die Leser*innen selbst herausfinden.“
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Ich habe Sara Gmuers Roman ACHTZEHNTER STOCK als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Bei diesem Interview handelt es sich trotzdem nicht um eine beauftragte oder bezahlte Werbung, sondern ist einfach meiner Neugier geschuldet.
Sara Gmuer: ACHTZEHNTER STOCK. HanserBlau, 2025
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