Auch der zweite Teil der Spannungsserie zieht souverän alle Register

„Im betrunkenen Zustand hatte er Nonnen für Huren und Polizisten für Freunde gehalten; nüchtern hatte er Exfrauen direkt in die Augen geblickt, ohne den Funken eines Wiedererkennens auf seiner Seite und mit purer Erleichterung auf ihrer. Üble Zeiten. Doch sogar in jener Phase wäre ihm niemals ein hochkarätiger Moskauer Agent in einer Menschenmenge entgangen.“

Zu meiner eigenen Überraschung – bin ich so gar kein Spannungsleser – hat mich SLOW HORSES, der erste Band der Jackson-Lamb-Serie von Mick Herron, begeistert. Trotzdem war ich skeptisch, ob sich dieses Gefühl auch beim zweiten Teil einstellen würde, zumal Ermittlerkrimis ja durchaus zur Wiederholung neigen … aber „wow“ und „hach“ und „hurra“, was war nun auch DEAD LIONS (in der Übersetzung von Stefanie Schäfer) für eine vergnügliche Achterbahnfahrt! Es wird getäuscht, gemordet und intrigiert, das alles im fünften Gang mit durchgedrücktem Gaspedal, und auch wenn die ganzen überraschenden Wendungen nicht unerwartet sind, sind diese 478 Seiten ein grandioses Vergnügen: Bücher erreichen uns schließlich dort, wo Netflix nicht hinkommt (oder in diesem Fall Apple-TV, wo die Verfilmung zu sehen ist). Ich freue mich auf den nächsten Band, den ich mir wie eine Versicherung für spannende Lesestunden aber noch ein wenig aufheben werde.

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Ich habe dieses Buch von einem Freund geschenkt bekommen, der beim Verlag arbeitet; es handelt sich bei dieser Rezension also nicht um eine beauftragte oder bezahlte Werbung, sondern sie gibt lediglich meine Meinung wieder.

Mick Herron: DEAD LIONS. Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer. Diogenes Verlag, 2020