Mit VANILLIEEIS ZUM LETZTEN GRUSS hat die Trauerrednerin Andrea Franken ein einfühlsames und inspirierendes Buch über den letzten Abschied geschrieben – und stellt es nun im Kurzinterview vor.
Wie verabschiedet man sich von einem geliebten Menschen – oder auch von einem, mit dem es Probleme gab? Wie gibt man der Trauer einen Raum, ohne sich in diesem zu verlieren, und was kann alles passieren auf dem Weg vom Sterbebett zur letzten Ruhe? Über all das hat die Trauerrednerin Andrea Franken ein Buch geschrieben, das mich auf vielerlei Weise berührt und begeistert hat: VANILLEEIS ZUM LETZTEN GRUSS ist meiner Meinung nach ein Buch, dass sensibilisiert, berührt, neue Blickwinkel ermöglicht und (und ja, das klingt bei dem Thema vielleicht pietätlos, soll aber nicht so rüberkommen) auch gut unterhält.
Ich freue mich sehr, dass Andrea Franken sich (obwohl gerade im Urlaub!) die Zeit genommen hat, mir drei neugierige Fragen zu ihrem bei Kösel veröffentlichten Buch zu beantworten.
Liebe Andrea, VANILLEEIS ZUM LETZTEN GRUSS ist ein Sachbuch – doch durch Deine einfühlsame, lebendige Erzählweise und die vielen sehr persönlichen Trauergeschichten, in die Du uns Einblick gibst, liest sich das Buch fast wie ein Roman. Schreibt das Leben also wirklich die besten Geschichten?
Andrea Franken: „Danke für das tolle Kompliment. Und ja, das Leben schreibt die besten, aber auch die schwierigsten, bewegendste, liebevollsten, abschreckendsten, lustigsten, traurigsten und wertvollsten Geschichten. Mich beeindrucken die Lebensgeschichten der Menschen, die mir ihr Vertrauen schenken, immer wieder neu.
Wenn sich das Buch für dich fast so liest wie ein Roman, kann das daran liegen, dass das Thema jeden betrifft. Denn eins fest steht: Wir werden alle sterben. In welches Genre man mein Buch einordnet, ist für mich aber unerheblich: Mir ist wichtig, dass die Botschaft ankommt, dass jeder Mensch einen würdigen Abschied verdient hat, und zu zeigen, welche unterschiedlichen Wege es geben kann, um dies zu erreichen.“
Du hast ein Buch über den letzten Abschied geschrieben – was hast Du von der intensiven Auseinandersetzung mit Tod und Trauer über das Leben gelernt?
Andrea Franken: „Seit sieben Jahren begleite ich Familien, die den Wunsch haben, dass der Abschied gelingt – dafür haben wir nämlich nur eine Chance!
Für mich ist ein Abschied gelungen, wenn er würdig, liebevoll, persönlich und ehrlich ist. Bei den vielen Begegnungen in den Vorgesprächen und am Tag des Abschieds habe ich selbst wirklich unfassbar viel gelernt: Über den Tod, aber auch über Arbeitsabläufe, Möglichkeiten und Gesetze, die im Zusammenhang stehen mit der Beerdigung – und noch viel mehr über das Leben. Die vielleicht einfachste, aber auch wichtigste Erkenntnis: Wir wissen nicht, wie lange wir leben. Nutzen wir die Zeit. ‚Das mache ich später …‘ ist oft keine gute Idee. Deswegen kann ich uns allen nur raten: Jetzt erleben. Jetzt sprechen. Jetzt Frieden machen.“
Als Trauerrednerin bist Du geübt darin, aus all den Informationen, die Du über den verstorbenen Menschen bekommst, einen Text zu weben. Aber was wären Deine Tipps für Menschen, die nichts dem Zufall überlassen möchten – und sich ihre Trauerrede gerne zu Lebzeiten selbst schreiben möchten?
Andrea Franken: „Der erste Schritt ist, überhaupt über den Tod zu sprechen. Dann ist man schon ganz weit vorne, denn in den meisten Familie ist der Tod ein großes TABU.
Wer möchte, kann in Vorsorgen alles festlegen (vom Sarg bis zur Musik), auch die Infos für eine Rede oder die Rede selbst. Ich finde es allerdings schwer, eine Rede vorher zu schreiben, ganz egal, ob man es für sich selbst macht oder für einen anderen Menschen. Wer weiß schon, wann wir sterben?
Es macht aber natürlich Sinn, Fakten, Wünsche, Werte zu notieren, die uns wichtig sind. Auch ein Lebenslauf ist sinnvoll – keiner, wie man ihn für eine Bewerbung braucht, sondern einer, der den Namen wirklich verdient: Oft wissen die Menschen unseres Lebens weder, ob wir als Kind auf Bäume geklettert sind, noch ob wir als Jugendliche wild gefeiert haben, oder wo. Und wann haben wir unsere erste Liebe gefunden?
Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist: Als wer möchte ich in Erinnerung bleiben? Und der wichtigste Tipp ist: REDEN.“
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Ich habe das Buch von Andrea Franken nicht selbst gekauft, sondern von einer Freundin, die bei Penguin Random House arbeitet, geschenkt bekommen. Bei meinem Interview handelt es sich trotzdem nicht um eine beauftragte oder bezahlte Werbung; ich habe es geführt, weil ich neugierig bin.
Andrea Franken: VANILLEEIS ZUM LETZTEN GRUSS – Inspirierende Geschichten von Leben, Tod und Abschied. Kösel, 2025.
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